Vor 100 Jahren wurde der Grundstein für die Christuskirche in Bremen-Woltmershausen gelegt. Aus diesem Anlaß feierte die Gemeinde einen Gottesdienst der besonderen Art: der in Woltmershausen lebende Künstler Joachim Fischer hatte unter anderem Altar und Kanzel in der Kirche mit rot-weißem Baustellenband verkleidet. Außerdem hielt er die Predigt. Den Gottesdienst leitete Pastor Volker Ihssen. In seiner Ansprache gab Joachim Fischer zuerst einen kurzen Abriß der Gründung der Kirchengemeinde in Woltmershausen. Am 1. April 1902 wurde sie selbständig, nachdem sie bis dahin kirchlich gesehen zur Gemeinde in Rablinghausen gehört hatte. Unter anderem durch Geldsammlungen seien die Mittel zum Kauf des Kirchengrundstückes sowie zum Bau von Pfarrhaus, Konfirmandensaal und Kirche zusammen gebracht worden. Im Herbst 1904 begannen die Fundamentierungsarbeiten. Am 6. August 1905 fand dann die Grundsteinlegung statt. [IMG]http://www.pusdorf.de/Aktionsfoto.jpg[/IMG] Pastor Ihssen (links im Bild) und Joachim Fischer nach der Aktion vor dem Altar der Christuskirche. [I]Foto: Frauke Mattfeld[/I]
Mit seiner Kunstaktion erinnerte Fischer an die Baustelle, die das Kirchengebäude vor 100 Jahren war. Eine Gemeinde und die Kirche als die Gemeinschaft der Gläubigen sieht der 44-jährige Künstler als Baustellen im übertragenen Sinn an. "Sogar Martin Luther hat schon betont, daß Kirche sich immer wieder erneuern müsse, und dabei einen Hinweis auf eine Dauerbaustelle gegeben" erklärte Fischer. Niemals dürften Gemeinden und Kirche Jesus Christus aus den Augen verlieren, der ihr Fundament sei. Fischer sieht allerdings Punkte, wo die Kirche schief gebaut und nicht auf dem Fundament Jesus gegründet ist: "Als Friedensaktivist kritisiere ich die derzeitig praktizierte Form der Militärseelsorge. Damit segnen evangelische und katholische Kirche die Militarisierung der deutschen Außenpolitik ab, statt auf die Gewaltfreiheit Jesu hinzuweisen". Auch ließe ihre Verbindung mit dem Staat die Kirche manchmal zurückhaltend sein, wo sie deutliche Worte an Politiker richten müßte. Für seine Aktion in der Christuskirche verwendete Fischer etwa 1000 Meter Baustellenband, seinem Lieblingsmaterial für Kunstaktionen. Damit hat der Mann mit der roten Bommelmütze mittlerweile über 20 Aktionen in Norddeutschland durchgeführt. So bewickelte er Brunnen, Straßenlaternen und andere öffentliche Objekte außer in Bremen unter anderem in Verden, Osnabrück und Hamburg. Vielerorts erklärte er zudem Baustellen zu "Kunst im öffentlichen Raum". Der Predigttext von Joachim Fischer ist [URL=http://www.pusdorf.de/predigt.pdf]hier[/URL] zu finden.