Das Polizeirevier feiert am 6.September 2010 ihr 100jährisges Bestehen. Der folgende Text wurde dem Weser- Kurier vom 2.9.2010 entnommem Text: Mario Assmann Polizeirevier am 6. September 1910 bezogen / Bürger sind zu Ausstellung und Führungen am Montag eingeladen Der Woltmershauser Polizist Heiko Wendelken verrichtet am Montag seinen Dienst in kaiserlicher Uniform. Der Grund ist nicht etwa in der angespannten Finanzlage des Innenressorts zu suchen, sondern in der Geschichte des Reviers Woltmershausen. Dies besteht seit nunmehr 100 Jahren. Und am Montag, 6. September, wird das Jubiläum von 9 bis 17 Uhr gefeiert: mit einer kleinen Ausstellung und Führungen durch das jüngst unter Denkmalschutz gestellte Gebäude an der Woltmershauser [IMG]http://www.absatzclaus-bremen.de/bilder/Polizeiwache%20Woltmersh.jpg[/IMG] Zum Weitelesen auf mehr... klicken
Keineswegs nur das Alter macht die Wache zu etwas Besonderem. Denn sie ist das einzige Polizeigebäude in Bremen, das durchgängig - vom ersten Tag an bis heute - als Revier genutzt wurde und wird. Aktuell arbeiten dort zehn Beamte, in Spitzenzeiten waren es mehr als 50, sagt der stellvertretende Revierleiter Hans Domeyer. Der 58-jährige Hauptkommissar beschäftigt sich seit Monaten mit der Historie seiner Dienststelle, auf seinem Schreibtisch stapeln sich Unterlagen aus vergangenen Tagen, als an dieser Stelle noch der "XV. Polizeidistrikt", ab dem Jahr 1936 das "11. Polizeirevier" wachte. Zellen mit originaler Ausstattung Dass das Haus 1909/10 durch den Regierungsbaumeister Hans Ohnesorge von der Bremischen Hochbauinspektion gebaut wurde, hing im Wesentlichen mit der 1902 vollzogenen Eingemeindung Woltmershausen zusammen. Die Bremer Schutzleute sahen das zunächst eingerichtete "Bureau" spätestens 1907 als nicht mehr zeitgemäß an: Im Oktober verfasste der XV. Polizeidistrikt einen Bericht, in dem es heißt: "Polizeikommissär Hondelet weist darauf hin, dass auf die Dauer die Gesundheit der Beamten durch den Aufenthalt in den Räumen des Bureaus leiden müsse." Die Bürgerschaft entschied schließlich, ein neues Haus zu errichten, inklusive einer Dienstwohnung für den Revierleiter. "Darauf wurde damals Wert gelegt, so konnte der Kommissar rund um die Uhr den Dienst beaufsichtigen", erläutert Domeyer. Während die Umrisse der Dienstwohnung nur noch zu erahnen sind, finden sich in einem anderen Gebäudeteil drei Arrestzellen: "nahezu authentisch erhalten" und "mit ihrer originalen Ausstattung", wie das Landesamt für Denkmalpflege schreibt. Wer hier eingesperrt wird, kommt also in den zweifelhaften Genuss, einzusitzen wie vor 100 Jahren. Die Polizisten nutzen die Zellen heutzutage für den Kurzgewahrsam: "Aber selten", sagt Hauptkommissar Domeyer, "und höchstens für jeweils drei bis vier Stunden". In erster Linie sind es aber nicht die Zellen gewesen, die es den Denkmalpflegern angetan haben. Lob findet vor allem die "Gesamtdisposition des Gebäudes": Insbesondere bei der "Ausbildung des Daches als Schopf- oder Krüppelwalmdach" habe Regierungsbaumeister Ohnesorge auf einen Wohnhaustypus zurückgegriffen, der im 18. und 19. Jahrhundert im ländlichen Norddeutschland verbreitet gewesen sei. "Der balkonartige Ausbau des Obergeschosses verbunden mit einem eindrucksvollen Portal verleiht dem Gebäude das für die Kaiserzeit typische würdevolle Erscheinungsbild", ließ die Behörde von Landeskonservator Georg Skalecki im vergangenen Monat wissen. Bei der Jubiläumsfeier - zu der sich unter anderem Innensenator Ulrich Mäurer, Polizeipräsident Holger Münch, Vertreter der Beiräte und der Woltmershauser Geschäftswelt angesagt haben - sind Fotos zu sehen, die das Haus im Laufe der Jahrzehnte zeigen. So ist dokumentiert, welche Zerstörung ein Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg anrichtete. Der Schaden hinderte die Polizisten aber nicht daran, weiterhin ihren Dienst rund um die Uhr zu versehen, sagt Domeyer. Insgesamt währte der 24-Stunden-Service des Reviers 95 Jahre: Seit 2005 schließt die Wache nachts und am Wochenende ihre Türen. Für den Bürger geöffnet ist das Polizeirevier montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr. Der wohl bekannteste Woltmershauser Schutzmann war übrigens schon pensioniert, als die Gemeinde zu Bremen kam: Friedrich Wilhelm Pokhans, nach dem der Pokhansgang zwischen Woltmershauser Straße und Westerdeich benannt ist. 1871 quittierte er den Militärdienst und wurde Landjäger, womit er für Ordnung zu sorgen hatte. Obwohl Pokhans offenbar gewissenhaft arbeitete, eignet er sich dennoch nicht als Vorbild. Immerhin soll er Schulschwänzern eine gehörige Tracht Prügel verpasst und sie höchstpersönlich beim Dorfschulmeister abgeliefert haben, so Domeyer unter Berufung auf die Revierchronik und einen Artikel von Fritz Wetjen im Pusdorfer Blatt. Auch Wirte und deren Gäste dürften nicht immer glücklich mit Pokhans' rigoroser Amtsausübung gewesen sein. Nahte etwa die Polizeistunde, soll durch die Gassen geschallt haben: "De ole Pokhans kummt, maakt dat jie na Huus kaamt, anners gift dat wat!" Veröffentlicht von Wolfgang Meyer (Urlaubs Vertretung für Holger Meier)